Arts & Culture
geschrieben von: Rebecca Lukas

{Im Interview}

Blank & Jones

Love from the Start: Ein Gespräch mit Blank & Jones über Norderney, guten Kaffee & den Soundtrack für den perfekten Tag am Meer.

 

 

Piet Blank, Jaspa Jones und Andy Kaufhold gehören als Blank & Jones seit vielen Jahren zu den erfolgreichsten Produzenten elektronischer Musik Deutschlands.

Sie haben mit ihrer Musik, die von sanften Chill-Out-Klängen bis hin zu Dance Music reicht, mehrere Silberne und Goldene Schallplatten bekommen und sind immer wieder mit ihren Alben ganz oben in den Elektro Charts vertreten. Hier in Deutschland legen Blank & Jones seit gut 10 Jahren exklusiv auf der Insel Norderney zu den legendären Milchbar Sunset Sessions auf.

Anfang August legt Ihr endlich wieder live auf – wie fühlt sich das an?

Super, wir sind total begeistert dass wir wieder „raus“ können, in die Milchbar, unsere Homebase hier in Deutschland seit fast 15 Jahren. Denn das ist für uns so viel mehr als nur ein DJ Gig, das ist mittlerweile für uns „friends & family“. Sowohl mit dem Team von der Milchbar, sowie dem Inselloft und dem Haus am Meer nebenan, aber auch mit den Gästen, die ja wirklich von überall anreisen und diesen Termin so besonders für uns machen. Die Milchbar hat in dem Sinne ja keine Bühne – es gibt keinen Bühnengraben, es gibt keinen Backstage Bereich – alles was man sonst von anderen Gigs kennt, gibt es hier nicht. Und daher ist eine sehr familiäre Atmosphäre, wo wir mitten drin stehen und einfach Teil dieser schönen Zusammenkunft sind.

Wir steuern den musikalischen Soundtrack bei und die Menschen kommen und feiern zusammen diesen wunderbaren Ausblick, den man von der Milchbar aufs Meer hat, das Meer und das Leben. Großartig.

Wie verbringt Ihr denn Eure Zeit auf Norderney?

Wir sind nicht nur zur Hochsaison, sondern privat das ganze Jahr immer wieder auf Norderney, weil uns die Insel einfach inspiriert. Wenn wir zu unseren Gigs kommen, haben wir natürlich am wenigsten Zeit für uns oder die Insel. Wir kommen dann an uns sind sofort mitten drin, egal ob wir im Inselloft frühstücken oder uns in der Bäckerei ein Stück Kuchen holen. Dann sprechen uns die Leute natürlich überall an, was total schön ist, weil wir ja sonst wenig Feedback direkt von den Menschen haben und man tauscht sich sehr nett aus, man kommt ins Gespräch und das genießen wir sehr.

Aber wenn wir privat auf der Insel sind – bestimmt 3 – 4 im Jahr außerhalb unserer Gigs – dann genießen wir sie natürlich ganz anders. Im Herbst laufen wir dann stundenlang an den Stränden entlang – eine riesige Inspirationsquelle. Aber auch kulinarisch hat sich so viel getan auf der Insel, sodass man hier vieles entdecken kann.

Habt Ihr einen Tipp, wo man unbedingt mal hin gehen sollte?

Da wir da ein bisschen den Kontakt hergestellt haben, ist natürlich für uns das Projekt des Jahres das neue Coffeehuus am Kaiserpfad. Für uns ist so ein Kaffee einfach ein Genuss, worauf man sich den ganzen Tag freuen kann. Und so ist es für uns ein absolutes Highlight, dass die wirklich fantastische Kaffeerösterei Van Dyck, die ja aus unserer Heimatstadt Köln kommt, jetzt auch ihren Kaffee auf Norderney anbietet. Für uns die Milchbar natürlich immer der Leuchtturm zu dem wir immer zurückkehren, wo wir immer wieder Inspiration finden, aber zu sehen, was sich Drumherum entwickelt, das ist auch spannend und das Coffeehuus wird definitiv eine Bereicherung sein und für uns der neue Hotspot dieses Sommers.

Ihr habt da den Kontakt geknüpft? Wie kam es dazu?

Ach, unsere Rolle ist da nur ganz klein. Wir lieben einfach schöne und leckere und gute Sachen und wir schätzen das komplette Team, das hinter der Milchbar steckt und mit dem wir ja auch befreundet sind. Und da wir hier in Köln schon sehr lange bei Van Dyck den Kaffee genießen und auch deren nachhaltige Philosophie kennen, haben wir einfach gedacht, das könnte so ein „perfect match“ sein, von der Philosophie und vom Anspruch an Qualität her. Und deswegen haben wir einen Austausch vorgeschlagen. Und den Rest haben sie selber gemacht und wir freuen uns jetzt einfach über fantastischen Kaffee in einer fantastischen Location (lacht).

Urban Coffee Culture im Reich der Teetrinker…

Also es geht ja auch nichts über einen tollen Ostfriesentee, wenn man von einem langen Spaziergang am Strand durchgefroren reinkommt und sich aus dem Ölzeug schält und dann so einen heißen Tee trinkt… aber das ist ja gerade das Schöne: es ist ja nicht ein entweder/oder, sondern man kann sich frei entscheiden und hat Optionen. Und das muss ich sagen – das hat sich in den letzten Jahren auf Norderney wirklich toll entwickelt. Es gibt hier so viele kleine Start-Ups von inspirierten Menschen mit tollen Visionen. Die den Schritt gewagt haben, auf der Insel etwas anzubieten – seien es Klamotten, Kulinarisches, Events… und deswegen gibt es heute eine Vielfalt hier und das macht ja auch den Charme gerade dieser Insel aus.

Blank & Jones - das erste Mal an der Milchbar

Vor 15 Jahren war das noch anders?

Ach ja, natürlich. Wenn wir da jemandem erzählt haben, dass wir was in der Milchbar auf Norderney machen haben uns die Leute angeguckt, als wären wir ein bisschen verrückt. Damals stand auf unserem Kalender New York, Chicago, L.A. mit Direktflug nach Ibiza, um danach in Australien weiterzutouren. Als wir gesagt haben, dass wir uns übrigens eine Compilation für die „Milchbar“ auf Norderney machen, war die Reaktion eher so „Ist das Euer Ernst?“. Aber das war wieder eine Bauchentscheidung; weil wir sofort das Gefühl hatten, als wir Jens und Marc Brune kennengelernt haben, dass wir auf einer Wellenlänge sind. Wir haben sofort verstanden, was die für eine Vision haben.. das ist ja keine Pommesbude, wo es einen schönen Blick aufs Meer gibt, sondern das ist ja alles durchdacht, das ganze Design, die Architektur, der Blick, die Fenster, das ist ja wirklich ein großes Ganzes. Und wir haben sofort gemerkt, dass wir dort mit unserer Musik super hinpassen und deswegen haben wir da gar nicht lange nachgedacht, sondern einfach gemacht, egal, ob es „Tastemaker“ gab, die ungläubig geguckt haben. Und die Menschen, die dabei waren, haben sofort gespürt, dass das einfach wie die Faust aufs Auge passt: Das ist genau das, was wir wollen, wenn wir in der Milchbar sind oder umgekehrt, wenn wir diese Musik hören, träumen wir von einem Ort wie der Milchbar. Es war immer so eine gegenseitige Bereicherung und Inspiration, die sich jetzt über die Jahre weiter getragen hat. Auch wenn das nächste Mal zur Off-Season im Herbst wieder da sind, dann tauschen wir uns mit den Menschen vor Ort aus, mit den Gästen und der Familie Brune über Ideen und Visionen, und auch das fließt wieder in unsere Musik ein. Wir bleiben nicht stehen – und das ist das Schöne.

Mittlerweile kommen die Menschen ja aus allen Teilen Deutschlands und darüber hinaus… wie habt ihr es trotzdem geschafft, eine familiäre Atmosphäre beizubehalten?

Da muss man wirklich der ganzen Insel und allen Beteiligten ein Riesen-Kompliment aussprechen. Es klappt ja bis heute, dass das ein so genanntes „Umsonst-und-Draußen-Event“ ist und das ist für uns das A und O. Trotz aller logistischen Herausforderungen gibt es bis heute keine Absperrungen, keinen Kartenvorverkauf, kein Security-Check, kein abgezäuntes Gelände, sondern das Schöne ist ja, dass viele Leute vorbei kommen, auf der Wiese sitzen, was trinken, ein Stück Kuchen essen, dann mal runter zum Strand gehen. Einige sind vielleicht zum Essen verabredet, gehen in ein Restaurant im Ort, kommen dann aber wieder zum Sonnenuntergang.

Wir verstehen uns dabei eigentlich nur als diejenigen, die den Soundtrack dazu liefern, die den Tag am Meer mit Musik untermalen. Wir sind den ganzen Tag einfach da und so entzerrt sich das so schön und schafft diese entspannte Stimmung. Tagsüber sind die Familien mit Kindern da und abends hat man diese Cocktail-Stimmung, die wir mit unserer Musik begleiten und bei der dann auch getanzt wird. Aber es geht nie darum, einen wilden Open Air Rave zu veranstalten, sondern darum, das gemeinsam zu feiern, was eigentlich das ganze Jahr über die Milchbar ausmacht: den schönsten Sonnenuntergang mit guter Musik zu untermalen.

Mögt Ihr mir noch was zur aktuellen CD erzählen?

Der erste Song auf der CD ist immer ein Song, der für uns das Entrée zur Milchbar ist, wirklich purer Milchbar Sound, der dort mental entstanden ist. Das ist dieses Jahr ein Song mit einem sehr guten Freund aus Münster, den auch eine große Liebe zu Norderney seit vielen Jahren verbindet, Jan Löchel. Und so haben wir im Laufe der Jahre mehrere Songs gemeinsam aufgenommen, auch wenn er eher aus der Folk-Ecke kommt. Zum Beispiel „April“ oder „Love from the start“ die auch auf der Milchbar Compilation waren. Letzten Sommer haben wir dann den Song „Beautiful Life“ veröffentlicht, in einer komplett anderen Version, die eher so vom West Coast Style geprägt war. Die Lyrics, die Jan dazu geschrieben hatte, haben uns aber so gut gefallen, dass wir der Meinung waren, da muss noch eine Version her, die 100 % Norderney und Milchbar ist und so haben wir das im Herbst 2021 umgesetzt. Und das ist jetzt der Opener auf der neuen Milchbar Compilation und auch ein Track, der dieses Jahr immer wieder zum Sonnenuntergang gespielt wird. Nach einer Zeit, in der das Leben für viele Menschen ganz anders war als sie es kannten. Und da sagen wir „Hey, es gibt auch Momente, in dem man sich einfach über das schöne Leben freuen kann“ und das kann man halt wahnsinnig gut, wenn man an der Milchbar sitzt, aufs Meer rausguckt und einfach mal alle anderen Sachen ausblendet.

Es tauchen auch viele eher unbekannte Namen auf..

Ja, genau, das ist auch unser Konzept. Bei der Milchbar Compilation ging es nie darum, eine Hit Compilation wie eine Bravo Hits zu machen, sondern uns ging es immer darum, dass der Soundtrack zu dem Erlebnis vor Ort passt. Wir haben schon viele Tracks im letzten Moment weggelassen weil sie im Gesamt-Klangbild nicht passten. Wir haben den Anspruch, die Leute von der ersten Sekunde bis zur letzten Sekunde mit auf eine Reise zu nehmen, mit zu einem Tag an der Milchbar. Deswegen machen wir in Zeiten vom Streaming gerade auch immer noch eine CD. Wobei es uns am Ende des Tages egal ist, wie unsere Musik gehört wird – Hauptsache, unsere Musik gelangt zu den Leuten. Es ist das größte Kompliment für uns, wenn Du sagst, dass die Musiker Dir unbekannt sind, weil wir ja wollen, dass es Musik ist, die du zum ersten Mal hörst, sie dann im besten Fall mit den schönen Momenten auf Norderney verbindest und so für immer in Deinem Kopf abspeicherst. Deswegen ist es uns auch egal, ob das große Namen sind oder total unbekannte oder aus welchem Genre sie kommen. Wir haben dieses Jahr einen tollen Track namens „For Daniel“ auf der Seaside Season 14, von einem Südamerikaner namens Bosq. Als wir ihn vor einem dreiviertel Jahr angefragt haben, kannte ihn noch keiner, jetzt gerade hat er mit Purple Disco Machine einen Sommerhit namens „Wake Up!“ gemacht. Aber auch die Zusammenarbeit mit Künstlern, die man ganz woanders verorten würde, wie zum Beispiel damals Sadé.

Das macht für uns die Magie aus – dass es keine Regeln gibt, es muss einfach musikalisch in die Milchbar-Reise passen.

{ Vielen Dank }

Blank & Jones spielen an der Milchbar Norderney am Samstag, den 6. August 2022. Der Eintritt ist frei – einfach hingehen und entspannt den Tag am Meer genießen.